Man beachte, wie die Schweine bereits ganz am Anfang, direkt nach der Revolution, für sich selbst die Milch und Äpfel gesichert haben. Für die Rentner steht nun lediglich an Feiertagen vielleicht(!) mal ein einzelner Apfel zur Verfügung.
Einmal mehr gönnen sich die Schweine Extrawürste auf Kosten aller anderen. Bemerkenswert ist die Begründung dafür: Eines der Kernkonzepte des Animalismus war es, dass alle Tiere gleich sind. Mit genau diesem Animalismus wird nun eine Ungleichbehandlung begründet -- offensichtlich ein völliger Widerspruch. Das Regime hat inzwischen so viel Macht, dass es die Kernkonzepte des Animalismus neu definieren kann.
Selbst vor dem Hintergrund, dass die Tiere sich nicht mehr an die Zeit unter Mr. Jones erinnern können, wirken ihre Einschätzungen der Lage eher wie Selbstlügen. (Worauf auch "They were glad to believe so" hindeutet.) Ihre Lebensqualität ist mittlerweile so niedrig, dass diese unter Mr. Jones kaum theoretisch schlechter gewesen sein kann. Genauso sind sie offensichtlich nicht frei, sondern müssen den Anweisungen der Schweine folgen. Wer widerspricht wird kurzerhand in Schauprozessen ermordet. Sie fühlen sich allerdings nicht im Stande, daran irgendwas zu ändern, zumal aufgrund ihrer Untätigkeit die Herrschaft der Schweine inzwischen gut etabliert ist. So ist es nur verständlich, sich zumindest einzureden, dass es einem besser ginge als früher.
Napoleons Kinder werden als die zukünftige Elite großgezogen.
Die anderen Tiere müssen den Schweinen nun aus dem Weg gehen. Mit Gleichheit hat das offensichtlich nichts mehr zu tun. Mit dem Tragen von Bändern verletzen sie zudem das dritte Gebot, wonach kein Tier Kleidung tragen soll. Man erinnere sich daran, dass Mollie einst nicht zuletzt die Farm verließ, weil die keine Bänder mehr tragen und keinen Zucker mehr essen durfte. Beides ist nun den Schweinen erlaubt (der Zucker folgt wenige Zeilen später).
Die einfachen Tiere müssen hungern, während sich Napoleon Zucker gönnt und auch die anderen Schweine immer mehr fressen. Auffällig ist, dass für das Hauptgebäude Lampenöl beschafft wird, in den Ställen hingegen die Beleuchtung zum Sparen von Öl eingestellt wird. Offensichtlich müssen die einfachen Tiere den Gürtel enger schnallen -- aber nicht, da es zu wenig Wohlstand gibt, sondern einzig, da die Schweine alles für sich haben wollen.
In Rom nannte man das "Brot und Spiele": Die Bevölkerung wird mit Essen und Turnieren (oder ähnlichem) bei Laune gehalten. Auf der Animal Farm ist man da effizienter und hat das Brot kurzerhand eingespart.
Eigentlich widerspricht es der Ideologie der Schweine, Moses auf der Farm zu dulden, da die Religion als "Opium des Volkes" angesehen wird. Ihr Machterhalt und Machtausbau ist den Schweinen aber längst viel wichtiger geworden als irgendwelche Ideologie. Daher dulden sie nicht nur Moses, sondern unterstützen diesen auch noch mit Essen.
Kaum dass Boxer für die Schweine nutzlos geworden ist, verkaufen sie ihn einfach an den Pferdeschlachter. In ihren Augen ist er offensichtlich nur eine Ressource, die maximal gewinnbringend verwaltet werden muss. (Durch die Schlachtung vermeiden sie auch die Ausgaben für seine Rente.) Man erinnere sich hier wieder daran, wie Old Major einst Boxer davor warnte, dass Mr. Jones ihn beim ersten Anzeichen von Altersschwäche an den Schlachter verkaufen würde. Die Schweine tun dies nun, da sie sich Mr. Jones und -- allgemeiner -- den Menschen immer weiter annähern.
Man achte darauf, wie das Regime nicht nur Boxer verkauft, sondern sich selbst dabei auch noch (blank lügend) als mitfühlend und gutmütig darstellt. So profitieren sie von Boxers Tod gleich doppelt: Sie nehmen Geld damit ein und erhöhen die Loyalität ihrer Bürger, obwohl diese eigentlich entsetzt rebellieren müssten.
Boxer hat sich sein Leben lang für die Schweine abgeschuftet. Der ganze Dank dafür: Eine kurze Rede und ein Kranz aus Lorbeeren.